Mittwoch, 26. Februar 2020

Taschenbuch über die Ertebölle-Ellerbek-Kultur


 Kiel – Eine Kultur, die alte mittelsteinzeitliche Relikte und neue jungsteinzeitliche Elemente vereinte, steht im Mittelpunkt des Taschenbuches „Die Ertebölle-Ellerbek-Kultur“ des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst. Diese nach dem dänischen Fundort Ertebölle im Limfjord bei Aalborg und der deutschen Fundstelle Kiel-Ellerbeck auf dem Ostufer der Kieler Förde bezeichnete Kultur war zwischen etwa 5.000 und 4.300 v. Chr. in Schleswig-Holstein, Mecklenburg, im nördlichen Niedersachsen, in Dänemark und in Südschweden heimisch. Den Begriff Ertebölle-Ellerbek-Kultur hat 1958 der Prähistoriker Hermann Schwabedissen (1911–1994) eingeführt.

Bereits vor mehr als einem Jahrhundert stieß man am Limfjord auf die Siedlungsspuren des namengebenden dänischen Fundortes Ertebölle. Dabei handelt es sich um einen 140 Meter langen, 30 bis 40 Meter breiten und bis zu 1,50 Meter hohen aus Muschel- und Schneckenschalen bestehenden Haufen, der von 1893 bis 1897 bei Ausgrabungen des „Nationalmuseums Kopenhagen“ untersucht wurde. Weitere Untersuchungen erfolgten von 1979 bis 1984. Der Muschelhaufen enthielt neben unzähligen Speiseresten reiche Hinterlassenschaften der Ertebölle-Ellerbek-Kultur. Solche Küchenabfallhaufen (dänisch: Kjokkenmoddinger) waren innerhalb der Ertebölle-Ellerbek-Kultur eine Sondererscheinung an den Küsten Jütlands und Seelands. An der schleswig-holsteinischen Ostseeküste konnte man keine derartigen Muschelhaufen nachweisen.

Der namengebende deutsche Fundort Ellerbek an der Kieler Förde, der heute vom Wasser der Ostsee bedeckt ist, befand sich einst im küstennahen Binnenland. Auf ihn wurde man bei Baggerungen von 1876 bis 1903 für die Reichskriegsmarine aufmerksam, als urtümliche Tongefäße sowie Geräte aus Knochen und Geweih zum Vorschein kamen.  

Bei der Ertebölle-Ellerbek-Kultur spielten die Jagd, der Fischfang und das Sammeln noch wie in der vorhergehenden Mittelsteinzeit eine tragende Rolle. Dagegen empfand man die Neuerungen Ackerbau und Viehzucht der Jungsteinzeit nicht als so wichtig wie bei gleichzeitigen bäuerlichen Kulturen. Aber Töpferei und Sesshaftigkeit, die ebenfalls Kennzeichen der Jungsteinzeit sind, gab es bereits. Frauen waren teilweise reich mit Zähnen vom Hirsch oder Wildschwein geschmückt. Funde von Einbäumen und Paddeln zeugen von zunehmender Schifffahrt auf der Ostsee. Über die Religion der Ertebölle-Ellerbek-Leute weiß man noch wenig.

Ernst Probst hat 1991 das Buch „Deutschland in der Steinzeit“ veröffentlicht. 2019 befasste er sich mit einzelnen Kulturen und Kulturstufen der Steinzeit.