Donnerstag, 26. Dezember 2019

Bier-König kämpfte nie gegen Indianer

Taschenbuch schildert das Leben des größten Sohnes von Mainz-Kastel

Mainz-Kastel – Der deutsch-amerikanische Bier-König Adolphus Busch (1839-1913), der die Brauerei seines Schwiegervaters Eberhard Anheuser (1806-1880) in St. Louis (Missouri) zur größten in den USA entwickelte, hat nie gegen Indianer oder Pferdediebe gekämpft. In der Anfangszeit des „Amerikanischen Bürgerkrieges“ (1861-1865) meldete er sich nur als Dreimonats-Freiwilliger zur Unionsarmee der Nordstaaten. Vom 8. Mai bis zum 18. August 1861 diente er als Korporal der „Company E“ des 3. Regiments des US-Reservecorps unter Oberst John McNeil. Seine Einheit hatte die Aufgabe, das Stadtzentrum von St. Louis zu schützen. Als Heimwehr-Soldat der Nachbarschafts-Schutztruppe lebte Busch während seiner vierteljährlichen Dienstzeit weiterhin bei seiner Ehefrau „Lilly“, die er kurz zuvor im März 1861 geheiratet hatte. Im August 1861 quittierte Busch seinen Militärdienst und betätigte sich in der Folgezeit wieder erfolgreich als Unternehmer.

Nachzulesen sind diese Fakten in dem 324-seitigen Taschenbuch „Adolphus Busch. Das Leben des Bier-Königs“ von Ernst Probst und Doris Probst aus Mainz-Kostheim. Adolphus war 1857 mit 18 Jahren aus seinem Geburtsort Kastel am Rhein nach St. Louis am Mississippi ausgewandert. Zunächst arbeitete er als Angestellter eines Großhandels- und Kommissionshauses als Laufbursche und „Mann für alle Fälle“, der noch Fenster und Fußböden putzen musste. Aber bald betätigte er sich für seinen Arbeitgeber als Schnäppchenjäger, der mit Mississippi-Dampfern eintreffende Waren begutachtete und Kaufentscheidungen fällte. 1859 wurde er mit dem ausbezahlten Erbteil seines verstorbenen Vaters Teilhaber einer Großhandelsfirma für Brauereibedarf und 1865 sogar Alleininhaber.

Über die Militärzeit von Adolphus Busch liest und hört man sehr Widersprüchliches, was die Dauer und die Art seines Einsatzes betrifft. Beispielsweise heißt es, Busch habe einer Gruppe von Indianern trotz eines Überfalls das Leben gerettet. Zum Dank habe ihm der Häuptling der Shoshonen-Indianer eine Friedenspfeife geschenkt. Doch die in einem Museum im Geburtsort Mainz-Kastel von Busch ausgestellte Friedenspfeife mit Köcher stammt in Wirklichkeit gar nicht von Adolphus, sondern von dessen Bruder Anton Baptist Busch, der nach seiner Auswanderung in die USA nach Kastel zurückgekehrt war und dort erfolgreich einen Weinhandel betrieb. Im Internet werden Adolphus sogar Dienstzeiten als Soldat bis zu mehreren Jahren angedichtet. Aber dieser hatte gar keine Lust verspürt, sich für drei Jahre zur regulären „Unionsarmee“ zu verpflichten.

1864 wurde der erst 25-jährige Adolphus Busch von seinem aus Bad Kreuznach stammenden Schwiegervater Eberhard Anheuser dazu überredet, in die Geschäftsleitung des Brauhauses „Anheuser & Co.“ einzutreten. Damit begann der unaufhaltsame Aufstieg von Busch zum „Bierkönig“, der zuletzt gekrönte Häupter, US-Präsidenten und berühmte Künstler als Freunde hatte, von diesen „Prinz“ genannt wurde, und mit 74 Jahren als steinreicher Mann in seiner Sommerresidenz im Taunus starb. Sein Begräbnis am 25. Oktober 1913 in St. Louis wurde eines der glanzvollsten des 20. Jahrhunderts. Es ist ein Märchen, dass der Sarg mit dem Leichnam von Busch erst 1915 während des Ersten Weltkrieges auf einem deutschen Schiff in die USA gebracht wurde.

Das Grab der Eltern von Adolphus Busch befindet sich noch heute auf dem Friedhof an der Boelckestraße in Mainz-Kastel. Es wird von einem imposanten Engel bekrönt.>p>

Hermann von Meyer: Der große Naturforscher aus Frankfurt am Main

Frankfurt am Main - Der bedeutendste Wirbeltierpaläontologe des 19. Jahrhunderts in Deutschland und vielleicht sogar in Europa steht im Mittelpunkt des Taschenbuches „Hermann von Meyer: Der große Naturforscher aus Frankfurt am Main“. Verfasser ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst, der ab 1977 viele Zeitungsartikel und ab 1986 zahlreiche Bücher über paläontologische Themen schrieb. Das 120-seitige Taschenbuch zum Preis von 9 Euro ist nur im Internet bei „Amazon“ erhältlich.

Hermann von Meyer kam am 3. September 1801 als viertes von sechs Kindern des evangelischen Theologen, Juristen und Politikers Johann Friedrich von Meyer (1772–1849) zur Welt. Sein Vater war dreimal (1825, 1839, 1843) „Älterer Bürgermeister“ der „Freien Stadt Frankfurt“. Er hatte den Vorsitz im Senat, war Chef der auswärtigen Beziehungen und des Militärwesens sowie das amtierende Staatsoberhaupt. Wegen einer Bibelübersetzung von 1819 wurde der Vater als „Bibel-Meyer“ bekannt.

Viele Sammler und Museen vertrauten Hermann von Meyer ihre Fossilien zur Untersuchung an. Von 1828 bis 1869 verfasste der Freizeitforscher mehr als 300 Fachpublikationen. Zu den zahlreichen Urzeittieren, denen er einen wissenschaftlichen Namen gab, gehörten die Dinosaurier Plateosaurus und Stenopelix, etliche Flugsaurier, der Urvogel Archaeopteryx, Urpferde und ein Rüsseltier. 37 fossile Pflanzen und Tiere bekam einen Gattungs- oder Artnamen, der an Meyer erinnert. Auch der Berg Mount Meyer in Neuseeland trägt seinen Namen.

1851 und 1852 fungierte Hermann von Meyer als Erster Direktor der „Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft“ in Frankfurt am Main. Trotz einer Gehbehinderung besuchte er auf eigene Kosten etliche Fundstellen von Fossilien, Sammlungen und Tagungen. Für seine wissenschaftliche Arbeit nahm er kein Geld an. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als „Bundescassen-Controlleur“ und „Bundescassier“ des „Deutschen Bundestages“ in Frankfurt am Main.

Am 2. April 1869 starb Hermann von Meyer im Alter von 67 Jahren in Frankfurt am Main. Einige Tage zuvor hatte er bei einem Spaziergang einen Schlaganfall erlitten.

Raubsaurierland Oberbayern

Gefiederte Räuber aus dem Solnhofener Archipel / Neues Buch von Ernst Probst

München / Solnhofen / Eichstätt – Acht der insgesamt 17 aus Bayern bekannten Funde von Raubdinosauriern aus der Oberjurazeit vor rund 150 Millionen Jahren kamen in Oberbayern zum Vorschein. Reste von fünf Raubsauriern aus jener Zeit barg man in Mittelfranken, von drei in Niederbayern und von einem in Schwaben. Dies geht aus dem Taschenbuch „Raubdinosaurier in Bayern“ des 1946 in Neunburg vorm Wald in der Oberpfalz geborenen und heute in Hessen lebenden Wissenschaftsautors Ernst Probst hervor. Als Raubdinosaurier werden heute flugfähige Urvögel sowie flugunfähige Raubdinos mit und ohne Federn bezeichnet.

Die erwähnten 17 Raubdinosaurierfunde hat man im bis zu 100 Kilometer langen und maximal 40 Kilometer breiten Solnhofener Archipel im Altmühltal geborgen. Letzteres war eine subtropische Landschaft mit kleinen Inseln, blauen Lagunen, vor allem aus Kalkschwämmen und Korallen gebildeten Riffen sowie Vertiefungen (Wannen). Das Archipel reichte von Langenaltheim und Solnhofen im Westen über Eichstätt bis nach Kelheim im Osten. Den Begriff Solnhofener Archipel führte der Paläontologe Martin Röper, der Direktor des Bürgermeister-Müller-Museums in Solnhofen, ein.

Aus dem Kreis Eichstätt in Oberbayern stammen sieben Funde von Urvögeln der Gattungen Archaeopteryx und Alcmonavis aus der Oberjurazeit. Dabei handelt es sich um den 2. Skelettfund von 1875 oder 1874 (Berliner Exemplar), 5. Skelettfund von 1951 (Eichstätter Exemplar), 6. Skelettfund von 1985 (Solnhofener Exemplar), 10. Skelettfund vor 1970 (Thermopolis-Exemplar), 11. Skelettfund unbekannten Datums (Altmühl-Exemplar) und 12. Skelettfund von 2010 (Schamhauptener Exemplar) von Archaeopteryx. Die Namen der Urvogelexemplare beruhen auf dem Aufbewahrungs- oder Fundort. Den 13. Skelettfund (rechter Flügel) eines Urvogels von 2017 rechnet man Alcmonavis zu. Beim Urvogelfundort Schamhaupten nahe Eichstätt kam 1998 auch der Raubdinosaurier Juravenator ans Tageslicht.

In einem Steinbruch von Solnhofen in Mittelfranken barg man bereits 1860 den Positiv- und Negativabdruck einer Feder der Urvogelgattung Archaeopteryx. Diesen 1861 eingeführten wissenschaftlichen Namen erhielten in der Folgezeit auch die meisten Skelettfunde von Urvögeln aus der Oberjurazeit in Bayern. In Steinbrüchen bei Langenaltheim in Mittelfranken entdeckte man vier Archaeopteryx-Skelette: 1. Skelettexemplar von 1861 (Londoner Exemplar), 3. Skelettexemplar von 1956 (Maxberg-Exemplar), 7. Skelettexemplar von 1992 (Münchener Exemplar) und 9. Skelettexemplar (rechter Flügel) von 2004 (Exemplar der Familien Ottmann & Steil).

Drei Fundorte von flugunfähigen Raubdinosauriern aus der Oberjurazeit liegen in Niederbayern. Bei Jachenhausen nahe Riedenburg barg man 1855 das Skelett des Raubdinosauriers Ostromia. Dieser wurde 1857 als Kurzschwanz-Flugsaurier, 1966 als Langschwanz-Flugsaurier und 1970 als Urvogel Archaeopteryx (4. Skelettexemplar oder Haarlemer Exemplar) fehlgedeutet, ehe man 2017 seine wahre Natur erkannte. In einem Steinbruch von Kelheim oder bei Jachenhausen nahe Riedenburg kam 1858 der Raubdinosaurier Compsognathus zum Vorschein. In einem Steinbruch bei Painten nahe Riedenburg entdeckte man 2009 oder 2010 das Skelett des Raubdinosauriers Sciurumimus (Eichhörnchen-Nachahmer), der seinem buschigen Schwanz seinen Namen verdankt.

Die Oberpfalz konnte sich bis zur Gebietsreform von 1972 rühmen, das Fundland des Raubdinosauriers Compsognathus zu sein. Doch danach gehörten Kelheim bzw. Jachenhausen bei Riedenburg zu Niederbayern. Auch der Fundort des 2009 oder 2010 bei Painten entdeckten Raubdinosaurier Sciurumimus lag vor der Gebietsreform in der Oberpfalz.

Schwaben ist das Fundland des 1990 in Daiting (Kreis Donau-Ries) geborgenen, fragmentarisch erhaltenen 8. Skelettexemplars des Urvogels Archaeopteryx.

Ernst Probst hat von 1986 bis heute mehr als 300 Bücher, Taschenbücher und Broschüren veröffentlicht. Zu seinen Spezialitäten gehören die Themenbereiche Paläontologie (Dinosaurier, Riesenvögel, Raubkatzen, Rüsseltiere, Höhlenbären), Kryptozoologie (Drachen, Einhörner, Nessie, Tatzelwurm), Archäologie (Steinzeit, Bronzezeit), Geschichte (Frauenbiografien).

Das Taschenbuch „Raubdinosaurier in Bayern“ zum Preis von 10 Euro ist nur bei „Amazon“ erhältlich.