Samstag, 3. Juli 2021

Wer fand die Lanze von Lehringen?

Lehringen – Ein Jahrhundertfund aus der Altsteinzeit vor etwa 125.000 Jahren steht im Mittelpunkt des 120seitigen Taschenbuches „Die Lanze von Lehringen“ von Ernst Probst. Dabei handelt es sich um eine zwischen 2,15 und 2,50 Meter lange Jagdwaffe aus Eibenholz. Sie steckte im Skelett eines mehr als 4 Meter hohen Waldelefanten, auf das man bei Baggerarbeiten in einer Mergelgrube bei Lehringen gestoßen war. Der Kalkmergel diente auf Äckern als Düngemittel.

Mit der Lanze in Besenstielstärke hatte ein Neandertaler auf bisher unbekannte Weise das riesige Rüsseltier erlegt. Die Entdeckung der Stoßwaffe war am 1. April 1948 bei der Bergung der Anfang März ans Tageslicht gekommenen Waldelefantenreste geglückt. Leiter der Ausgrabungen war der Rektor i. R. und ehrenamtliche Museumsleiter Alexander Rosenbrock aus Verden/Aller.

Die Lanze von Lehringen gilt als Jahrhundertfund. Denn sie bewies erstmals, dass Neandertaler bereits Großwild mit Waffen jagten. Bei der Bergung und Konservierung ist die Lanze in immer mehr Stücke zerbrochen sowie ausgetrocknet und geschrumpft. 1948 waren es erst sechs oder sieben Bruchstücke gewesen, 1985 bereits elf und 2014 schon dreizehn Fragmente. Kein Wunder, dass die Angaben über die Gesamtlänge der Lanze differieren. Man weiß heute nicht mehr genau, wer die wissenschaftlich wertvolle Lanze als erster erblickt hat.

War es der Ausgrabungsleiter Alexander Rosenbrock (1880–1955) oder dessen Tochter Waltraut (geboren 1928) zusammen mit dem ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Rudolf Biere (1920–2009) oder der Lehrer und ehrenamtliche Kreisarchivpfleger Otto Voigt (1910–2001) aus Verden/Aller.

Um den Verbleib der berühmten Lanze von Lehringen tobte sieben Jahre lang ein erbitterter Streit zwischen dem Land Niedersachsen und dem Heimatbund Verden. Bis 1955 befand sich der Jahrhundertfund im Landesmuseum in Hannover. Dann wurde die Lanze dem Verdener Heimatmuseum übergeben, wo sie seitdem eine Attraktion darstellt. Gelegentlich konnte man den seltenen Fund bei Sonderausstellungen im In- und Ausland bewundern.

Der Waldelefant und die Lanze von Lehringen stammen aus der Eem-Warmzeit vor etwa 125.000 bis 115.000 Jahren, einem klimatisch milden Abschnitt des Eiszeitalters. Im Eem schwammen Flusspferde im Rhein, wie zahlreiche Fossilien aus der Oberrheinebene beweisen. In den eem-zeitlichen Landschaften lebten neben Neandertalern auch Waldelefanten, Waldnashörner, Riesenhirsche, Löwen und Leoparden.

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